Hochwasserschutz für Pfronten, Ausbau der Vils

Gewässer III. Ordnung, Wildbach

Projekt-Info

Bemessungsabfluss HQ100: 172,5 m3/s (vor Einmündung Steinacher Aachen), 218,5 m3/s (nach Einmündung Steinacher Aachen)
Bauzeit (innerörtlicher Gewässerausbau): 2007 - 2015
Baukosten: ca. 4,6 Mio. €
Planung: Wasserwirtschaftsamt Kempten, Ing. Büro IWA Kempten, Konstruktionsgruppe Bauen Kempten
Bauausführung:
Gewässerausbau: Wasserwirtschaftsamt Kempten mit seiner Flussmeisterstelle Füssen
Unterfangung Bahnbrücke: Fa. Dobler, Kaufbeuren
Neubau Stoffelbrücke: ARGE Heer-Streicher
Umlegung der Sparten: Hubert Schmid, Marktoberdorf

Anlass / Problem

Beim Pfingsthochwasser 1999 (22.05.1999) trat die Vils über die Ufer und überflutete Teile der bebauten Ortslage von Pfronten. Der beim Pfingsthochwasser 1999 entstandene Schaden ermittelt sich bei einer mittleren Schadenshöhe von
20.000,00 €/Anwesen auf insgesamt 640.000,00 €. Außerdem entstanden bei zwei Gewerbebetrieben in der Tränkbachsiedlung und in Pfronten Steinach Schäden in der Größenordnung von jeweils 50.000,00 €. Neben den Schäden an den Wohngebäuden entstanden erhebliche Schäden am Bahnkörper der Bahnlinie Pfronten - Reutte.
Der Zugverkehr war wegen der Hochwasserschäden über mehrere Tage nur eingeschränkt möglich.

Insgesamt werden durch die geplante Hochwasserschutzmaßnahme folgende Güter geschützt:

Wohnhäuser (≤2 Wohneinheiten) 54 Stück
Wohnhäuser (>2 Wohneinheiten) 9 Stück
Kleiner Gewerbebetrieb (bis 3 Arbeiter) 8 Stück
Großer Gewerbebetrieb (über 3 Arbeiter) 1 Stück
Öffentliche Einrichtungen 5 Stück
(Rathaus, Bauhof, Wertstoffhof, Feuerwehr, Altenheim)

Das gewichtete Schadenspotential ermittelt sich mit 10.546.000,00 €.

Als Bemessungsabfluss HQB für die Hochwasserschutzmaßnahme wird das HQ100 mit einem Klimaänderungszuschlag von 15 % festgelegt.
Demnach ermittelt sich der Bemessungsabfluss wie folgt:

Vils vor Einmündung Steinacher Achen
HQB = 150 m3/s x 1,15 = 172,50 m3/s

Vils nach Einmündung Steinacher Achen
HQB = 190 m3/s x 1,15 = 218,50 m3/s

Lösungskonzept

Der Hochwasserschutz von Pfronten vor Vilshochwässern kann grundsätzlich über verschiedene Maßnahmen hergestellt werden. Im Rahmen der Projektaufstellung wurden folgende Varianten des Hochwasserschutzes untersucht und mit der Gemeinde Pfronten diskutiert.

  • Hochwasserrückhaltung am Kälberlehof
  • Hochwasserrückhaltung im Bereich Scheidbach Alpe
  • Flutmuldenlösung
  • Ertüchtigung des Gewässerbettes (Gewässerausbau) Gewählte Variante

Lagepläne des Gewässerausbaus

Lageplan 2 Bild vergrössern Lageplan 2

Baumaßnahmen

Der umgesetzte Gewässerausbau erstreckt sich von Fluss-km 7,100 – 9,755 (Gesamtlänge 2,655 m). Im Wesentlichen wurde das Gewässerbett bis zu 10 m aufgeweitet.

In Teilen wurde die Gewässersohle eingetieft und die vilsbegleitenden Deiche wurden standsicher hergestellt.

Die Stoffelbrücke wurde durch einen Neubau ersetzt. Die lichte Weite des neuen Brückenbauwerkes wurde gegenüber dem Bestand von 18,50 m auf 25,00 m vergrößert.

Eisenbahnbrücke Bild vergrössern Eisenbahnbrücke

Im Bereich der Eisenbahnbrücke musste die Vilssohle um ca. 1,0 m eingetieft werden. Die Fundamentgründung der Eisenbahnbrücke ist nicht ausreichend und wurde mit Hilfe des DSV (Düsenstrahlverfahren) Verfahren standsicher gegründet. Zur Erhaltung der Wegebeziehungen wurde die Brücke über die Steinacher Ach im Einmündungsbereich zur Vils abgerissen und etwas oberstrom davon wieder hergestellt.
Vom Gewässerausbau sind Abwasserkanäle, Wasserversorgungsleitungen, Gasleitungen und Stromleitungen betroffen, die vorhabensbedingt angepasst wurden.