Hochwasserschutz Seltmans - Markt Weitnau

Überblick

Gewässerausbau - Wildbach Untere Argen

Die Untere Argen entspringt in der Gemeinde Missen-Wilhams aus dem Börlas- und dem Stixnerbach. Bei Kleinweiler-Hofen passiert die Untere Argen die Landesgrenze nach Baden -Württemberg und vereinigt sich bei Engelitz (zwischen Neukirchen und Wangen im Allgäu) mit dem Eggenbach und der Oberen Argen. Ab dort als Argen bezeichnet, mündet sie zwischen Langenargen und Kressbronn in den Bodensee.

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Wildbachcharakteristika gemäß DIN 19663

  • streckenweise großes Gefälle
  • rasch und stark wechselnder / ansteigender Abfluss
  • zeitweise hohe Feststoffführung

Ausgangssituation

Die Siedlungsbereiche von Seltmans wurden in der Vergangenheit immer wieder durch Ausuferungen der Unteren Argen bei Starkniederschlagsereignissen überschwemmt.
Am Pfingstwochenende im Mai 1999 und im Januar 2000 verursachten zwei außerge-
wöhnliche Hochwasserereignisse große Überschwemmungsschäden an Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen und Uferbereichen. Das letzte große Hochwasser trug sich im Jahre 2005 zu.
Eine hydraulische Überrechnung zeigte, dass verschiedene Gewässer- und Brücken-
querschnitte zu gering bemessen waren. Eine direkte oder indirekte Betroffenheit bei Überflutung von rund 50 Gebäuden, deren Nebengebäuden sowie der in unmittelbarer Nähe verlaufenden Staatsstraße war die Folge.

nähe Staatsstraße vor Ausbau - Hochwasser August 2005 Bild vergrössern nähe Staatsstraße vor Ausbau - Hochwasser August 2005

Gewässerausbau

Die Unter Argen ist als ausgebauter Wildbach eingestuft. Somit liegt die Ausbaupflicht beim Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Kempten.
Auf Antrag des Marktes Weitnau übernahm das Wasserwirtschaftsamt Kempten die Projektleitung zum Hochwasserschutz des Ortes Seltmans mit Ausbau der Unteren Argen.

Planungs-/Projektziel

Der Ausbau der Unteren Argen soll,

  • einen einheitlichen Schutzgrad vor ausuferndem Hochwasser bis zu einem hundertjährlichen Hochwasserabfluss mit 15% Klimazuschlag (75 m3/s) und Freibord herstellen
  • die biologische Wirksamkeit des Gewässers und Durchgängigkeit für Fische verbessern
  • eine harmonische Anordnung von technischen Schutzmauern und Gewässerbettsicherungen neben bestehender Bebauung zur Aufwertung des Ortsbildes haben

Art und Umfang des Vorhabens

Die Arbeiten wurden in 2 Bauabschnitte aufgeteilt, die jeweils öffentlich ausgeschrieben und vergeben wurden.
Das Vorhaben umfasste folgende wesentliche Arbeiten auf einer Länge von ca. 1,2 km:

  • Sohlanpassungen bzw. Sohlausbau (mit gewässerökologisch durchgängig gestaltetem Niedrigwassergerinne)
  • Neubau von Hochwasserschutzmauern auf 394 m Länge
  • Ufersicherungen durch Wasserbausteine
  • Neubau von Deichen auf 561 m Länge
  • Gewässerbettaufweitungen (Bermen) und Geländemodellierungen
  • Erhöhung eines Fußgängerweges (Deich)
  • Schaffen von Retentionsflächen
  • Landespflegerische Maßnahmen
  • Brückenerhöhung; Neubau

Die Brücke Weidachweg und die Brücke Argensiedlung mit entsprechenden Straßenanpassungen sowie die Schutzmaßnahmen entlang dem Neubaugebiet Seltmans-Süd wurden vom Markt Weitnau als Vorhabensträger in einem eigenem Abschnitt zusammen mit den Hochwasserschutzarbeiten ausgeschrieben, vergeben und errichtet. Die Abrechnung erfolgte getrennt von den Hochwasserschutzarbeiten vom Markt Weitnau ohne Beteiligung des Freistaates.

Unterhaltung/Instandhaltung

Die künftige Unterhaltungslast sowie Verkehrssicherungspflicht an den beiden Brücken sowie der Schutzmaßnahmen entlang dem Neubaugebiet Seltmans-Süd verbleiben beim Markt Weitnau.
Alle anderen Bereiche der Ausbaustrecke obliegen dem Unterhalt des Freistaates Bayern.

Planung und Ausführung - Baudaten

Entwurfsplanung: Ingenieurbüro IWA, Kempten
Bauüberwachung: Ingenieurbüro IWA, Kempten
Bauausführung: Firma Hubert Schmid, Marktoberdorf
Gesamtkosten: ca. 1.813.000,-- Euro
Beteiligung Freistaat Bayern: 70 %
Beteiligung Markt Weitnau: 30 %

Die Maßnahme wurde zwischen 2003 und 2007 geplant, die Ausführung fand von 2007 bis 2010 statt.