Wildbäche

Ofenwaldsperre - Stadt Sonthofen

Die Winkler Starzlach ist neben der Bsonderach der bedeutendste Zufluss der Ostrach. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts traten vermehrt plötzliche Hochwasserspitzen auf, teilweise bis zu 120 m3/s. Diese Ereignisse erforderten einen Ausbau des Unterlaufes, dessen Kosten und Ausmaß man durch den Bau der Ofenwaldsperre deutlich zu reduzieren versuchte.

Der Wunsch der Landesstelle für Gewässerkunde war es, bei einem Einzugsgebiet von
17 km2 ein Rückhaltevolumen von 1,3 Mio m3 zu schaffen. Dieser Stauraum konnte unter vertretbarem Aufwand jedoch nicht erreicht werden. Es wurde daher zunächst angestrebt, einen größtmöglichen Stauraum zu erzielen. Die Planungen im Bauentwurf sahen eine Kronenhöhe von 931,00 m ü.NN vor, also eine Sperrenhöhe von rund 30 m und eine Bauwerkshöhe zwischen Fundament und Krone von 35 m. Der Stauinhalt hätte bei diesen Abmessungen 840.000 m³ betragen. Als Absperrvorrichtung waren vier voneinander unabhängige Einzelschützen vorgesehen, die über ein Messwehr im Unterwasser gesteuert werden sollten. Der Antrieb der Schützen war hydraulisch geplant mit einer zusätzlichen Fernsteuerungsmöglichkeit von der Flussmeisterstelle Sonthofen.

Nach weiteren Untersuchungen des Baugrundes und der Talhänge von verschiedenen Experten während der Baumaßnahme und der daraus resultierenden ungünstigeren Beurteilung der Felsverhältnisse als zur Zeit des Baubeginns, musste die ursprüngliche Planung aufgegeben werden. Der Bruch der Bogenstaumauer Malpasset bei Fréjus im Jahr 1959 mit 423 Toten hatte hier zu einer besonderen Sensibilisierung geführt.

Ohne eine Steuerung des Sperrenabflusses mit regulierbaren Verschlüssen musste eine andere Möglichkeit gefunden werden, den Rückhalteraum optimal auszunutzen. Es wurde ein deutlich kleinerer Grundablass als ursprünglich geplant gewählt, um bereits bei kleineren Hochwässern eine Rückhaltung zu erreichen.

Bei größeren Ereignissen wäre der Rückhalteraum jedoch bereits voll, bevor die eigentlich Spitze eintrifft. Daher wurden auf dreiviertel Mauerhöhe weitere Entlastungsöffnungen angeordnet, die sogenannten "Dolen". Sie springen an, wenn der Speicher ca. 40 % gefüllt ist.

Am oberen Ende der Mauer befindet sich dann schließlich noch die Hochwasserentlastung, um im Ausnahmefall ein kontrolliertes überströmen der Mauer und einen Schutz der Widerlager sicherzustellen.

Die Ofenwaldsperre ist die einzige klassische Bogenstaumauer Deutschlands. Sie liegt südlich am Fuße des Grüntens und deckt das Einzugsgebiet der oberen (Winkler) Starzlach ab. Sie schützt damit den Ort Winkel und im weiteren Verlauf auch Sonthofen vor Hochwässern aus der Starzlach.

Bild aus Bauzeit; Restarbeiten an Hochwasserentlastung Bild vergrössern Bild aus Bauzeit; Restarbeiten an Hochwasserentlastung

Die Staumauer wurde von 1960 bis 1961 gebaut. Wegen dem geringen Elastizitätsmodul des Felsens in der Gründungssohle von 750 – 1500 N/mm2 mussten die Fundamente der Kuppelmauer relativ breit und tief ausgebildet werden, um eine gleichmäßig geringe Felspressung zu erreichen. Das Fundament ist in der Gründungssohle und an der Oberfläche horizontal bewehrt. Die Widerlager in den Talflanken enthalten nur konstruktive Bewehrung. Zur Vermeidung von Unterläufigkeiten und zur Verfestigung des Untergrundes wurde ein zweireihiger Injektionsschleier ausgeführt. Die Bohrungen für die Injektionen reichen auf der Wasserseite bis ca. 16 m und auf der Luftseite bis ca. 8 m unter die Gründungssohle.

Ofenwaldsperre Schnitt Bild vergrössern Ofenwaldsperre Schnitt

Der bisher höchste Wasserstand und das bisher einzige Mal (außerhalb des Probestaus von 1961), das die Hochwasserentlastung angesprungen ist, war am 21.05.1999 beim Pfingsthochwasser.

Im Jahr 1965 wurde mittels eines Bleches die Öffnung des Grundablasses von 3 m2 auf 2 m2 verkleinert, um auch bei kleineren Ereignissen bereits eine frühere Drosselwirkung zu erzielen (ab 8 m3/s). Dieses Blech wurde 2019 wieder entfernt, um den bescheidsgemäßen Zustand herzustellen (nun Drosselung ab 12 m3/s).

Etwa 1,2 km oberhalb der Ofenwaldsperre liegt eine große Geschiebesperre, die sogenannte Erzgrubensperre.

Bilder vom 21.08.2021

Ofenwaldsperre von oben Bild vergrössern Ofenwaldsperre von oben

Ofenwaldsperre von oben Bild vergrössern Ofenwaldsperre von oben

Planung und Ausführung - Baudaten

Bauart:
Doppelt gekrümmte Bogenstaumauer aus Beton; Trockenbecken
Bauzeit:
1960 - 1961
Kosten:
1,2 Mio. €
Inbetriebnahme:
1961
Einzugsgebiet:
12,8 km2
Höhe der Staumauer über Talsohle:
22 m
Höhe der Staumauer über Gründungssohle:
27,5 m
Kronenlänge- / breite:
58,45 m / 1,35 m
Kronenhöhe:
922 m ü. NN
Vollstauhöhe:
920,50 m ü. NN
Steuerung:
Ungesteuerter Drosselabfluss über Grundablassöffnung (Einstau ab ca. 12 m3/s)
Rückhalteraum bei Vollstau:
ca. 210.000 m3
Rückhalteraum bei Kronenstau:
ca. 260.000 m3