Hochwasserschutzkonzept Günz


Ökologisches Konzept

Um an der Günz von Deisenhausen bis an die Oberläufe von Westlicher und Östlicher Günz sowie an der Schwelk zielgerichtet die Maßnahmen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und eine ökologische Verbesserung herbeiführen zu können, wurde über das gesamte Projektgebiet ein Gewässerentwicklungskonzept (GEK) erstellt.

Das GEK erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 129 km. Insgesamt wurde auf einem Flächenumgriff von 3200 ha eine exakte Bestandserhebung und Bewertung durchgeführt. Im zweiten Schritt wurden dann auf dieser einheitlichen Basis Ziele und Maßnahmen definiert. Dieser Prozess ist exemplarisch auf der folgenden Abbildung dargestellt.

Hauptanliegen sind hierbei die lineare Durchgängigkeit der Fließgewässer wieder herzustellen, die eigendynamische Gewässerentwicklung zu ermöglichen, die Gewässerstruktur zu verbessern und die Vernetzung mit der Aue wieder herzustellen.

Für diese Vernetzung sind sowohl bauliche Maßnahmen als auch Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen erforderlich. Vor allem ist dafür die Bereitstellung von Flächen durch entsprechenden Grunderwerb notwendig. Dieser erfolgt grundsätzlich auf freiwilliger Basis.


Ein weiteres Hauptanliegen des ökologischen Gewässerausbaus ist der Erhalt sowie die Wiederherstellung von Überflutungsdynamik. Durch den Rückhalt der Hochwasserwellen in den fünf geplanten Hochwasserrückhaltebecken, werden neben den Siedlungsgebieten auch unbebaute Flächen vor Hochwasser geschützt. Eine natürliche Auendynamik wird dadurch an einigen Stellen reduziert. Diesen Verlust an Überflutungsdynamik soll teilweise wieder ausgeglichen werden, indem ehemalige Überflutungsflächen wieder reaktiviert und durch häufige kleinere Überflutungen ihre natürliche Dynamik wieder zurück gewonnen werden kann.

Maßnahmen zur Erhöhung bzw. zur Wiederherstellung von Überflutungsdynamik werden z.B. bei Lauben und Inneberg geplant.

Wird eine Fläche häufig überflutet, so stellt sich im Laufe der Zeit dort wieder eine natürliche gewässerbegleitende Vegetation ein, welche an häufigen Überschwemmungen gut angepasst ist. Eine derartige Entwicklung benötigt vor allem Zeit. Große Erfolge sind dort oft erst Jahre später ersichtlich.

Eine weitere Maxime ist, dass vor allem beim ökologischen Gewässerausbau individuell auf den einzelnen Fließgewässerabschnitt eingegangen werden muss. Jeder Abschnitt hat seine eigenen Besonderheiten. So wurde z.B. bei Deisenhausen der ökologische Gewässerausbau unter anderem mit dem Ziel von Rückzugsmöglichkeiten von Jungfischen verwirklicht. Dort gibt es – mittlerweile in Schwaben einmalig- noch eine gesunde, sich reproduzierende, Nasenpopulation. Um diese gefährdete Fischart zu unterstützen wurden im Zuge des ökologischen Ausbaus gezielt Rückzugsmöglichkeiten für diese Fische geschaffen.

Das Ziel des ökologischen Gewässerausbaus ist es vor allem Angriffspunkte für eine natürliche Sukzession zu schaffen. Das Gewässer soll die Möglichkeit zurück erlangen sich selbst zu entwickeln, indem einzelne Initialmaßnahmen an sinnvollen Stellen durchgeführt werden. So kann möglichst wirtschaftlich in den ökologischen Ausbau investiert werden. Denn ein natürliches Fließgewässer ist ständig im Wandel und baut sich sein Bett fortwährend neu um. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Lebensgemeinschaften ist auf diese Entwicklungen angewiesen.