Hochwasserschutz für Oberstdorf, Ausbau der Trettach

Projekt-Info

Bemessungsabfluss HQ 100+Klimazuschlag: 153 m3/s
Bauzeit: Oktober 2015 bis Juni 2017 (Umbau Wehranlage Kraftwerk Illerursprung und Neubau Dummelsmoosbrücke Mitte 2019 bis Mitte 2020)
Baukosten: 6,4 Mio. €
Planung: Ingenieurbüro Dr. Koch, Kempten
Bauausführung: Dobler GmbH Bauunternehmung, Sonthofen;
Hubert Schmid Bauunternehmen GmbH, Marktoberdorf;
BIS Burger Industrie Service GmbH, Neresheim;
Engel Bau GmbH, Immenstadt;
Strabag AG, Augsburg;
Oberall Bau GmbH, Durach;
Flussmeisterstelle Sonthofen des WWA Kempten

Ein Wildbach hat natürlicherweise im flachen Unterlauf ein breites, ausladendes Gerinne, in welchem sich das vor allem bei höheren Abflüssen mitgeführte Geschiebe und Schwemmholz um- und ablagern kann. In diesen Bereichen der Trettach und Stillach entstanden allerdings über die vergangenen Jahrhunderte Siedlungsbereiche des Marktes Oberstdorf. Daher kann die Trettach heutzutage nicht mehr ausufern, Geschiebe ablagern oder gar sich nach Bedarf ausbreiten, da ansonsten beträchtliche Schäden zu erwarten und Menschenleben bedroht wären. Das heute vorhandene Flussbett der Trettach ist verhältnismäßig schmal und kanalisiert.

Oberstdorf mit der Trettach im östlichen Siedlungsbereich 2015 Bild vergrössern Oberstdorf mit der Trettach im östlichen Siedlungsbereich 2015

Insbesondere die Hochwassersituationen in den Jahren 1999 und 2005 haben gezeigt, dass die Trettach für große Ortsbereiche Oberstdorfs eine immer vorhandene Gefahrenquelle darstellt. Nur mit der Verteidigung der Deiche und Verkehrswege, mit z. B. Sandsackbarrieren sowie unter der Entfernung von Wildholz in den Brückenbereichen, konnten schlimmere Schäden verhindert werden. Das Wasserwirtschaftsamt Kempten hat auf Basis der Erkenntnisse dieser Hochwasserereignisse die Planungen für den Hochwasserschutz beauftragt.

Um entlang des begrenzten Gewässerbetts der Trettach, auch unter Berücksichtigung aller Nutzungen, wie z. B. Kraftwerksanlagen, Straßen, Triebwerkskanäle und Entwässerungseinrichtungen, einen Hochwasserschutz zu erreichen, musste das Gerinne ertüchtigt und von abflussstörenden Hindernissen befreit werden. Daher wurden bestehende Deiche und Mauern nach den derzeit geltenden technischen Anforderungen saniert, erhöht oder gänzlich neu errichtet. Die Wehranlagen Mühlenwehr und Trettachwehr II wurden an die Abflussverhältnisse, die Geschiebefracht und das ankommende Wildholz angepasst. Die Dummelsmoosbrücke musste abgebrochen und mit einem größeren Abflussquerschnitt neu errichtet werden. Weiter wurden wesentliche Absturzbauwerke im Gewässerbett vorrangig durch die Flussmeisterstelle Sonthofen in ökologisch durchgängige, fischpassierbare Rampen umgestaltet.

Begonnen wurde im Oktober 2015 mit der Umsetzung der Maßnahmen im Bauabschnitt 1a+b und 2c. Dies umfasste die Anpassungen am Mühlenwehr, die Sanierung und Erhöhung des 1,4 km langen Deiches entlang der Bannholzsiedlung, entlang des Campingplatzes und der Tennishalle sowie die Herstellung einer 270 m langen Hochwasserschutzmauer entlang der Rubinger Straße. Die Deiche wurden abschnittsweise abgetragen und mit verbessertem Einbaumaterial erhöht wiederhergestellt. Die landseitigen Böschungen wurden den örtlichen Gegebenheiten angepasst und mit Betonwänden, Wasserbausteinen oder als Erdböschung gestaltet. Die wasserseitige Böschung wurde mit Wasserbausteinen gesichert. Die Ufermauer entlang der Rubinger Straße wurde auf Mikropfählen (Stabverankerungen) geründet, um der Kraft des Wasserdrucks bei Hochwasserabfluss standzuhalten. Des Weiteren wurde durch den Markt Oberstdorf in diesem Zuge die Rubinger Straße saniert und eine Bushaltestelle erstellt. Am Mühlenwehr wurden die bestehenden Betonbauwerke erhöht, das bestehende Schütz saniert sowie eine neue Krananlage errichtet. Die Krananlage soll im Hochwasserfall Schwemmholz aus der Trettach heben um eine Verklausung der Wehranlage und unterhalb an Brücken zu verhindern.

Die Bauabschnitte 2a+d vom Trettachwehr bis zur Plattenbichlbrücke sowie im Bereich Grubenweg umfassen die 240 m lange Ufermauer entlang der Hermann-von-Barth-Straße, die Uferanhebung am Grubenweg, den Verklausungsschutz an der Roßbichlbrücke mit Stahlblechen sowie die Geländeerhöhung zwischen Plattenbichl- und Roßbichlbrücke. Die bestehende Ufermauer entlang der Hermann-von-Barth-Straße musste teilweise abgebrochen werden. Die neue Ufermauer wurde mit den bestehenden Betonbauwerken und dem Untergrund mittels Mikropfählen verbunden. Im Bereich des Grubenweges wurden bestehende Ufermauern sowie das Gelände erhöht. Des Weiteren wurde die bestehende Straße an die neue Höhenlage angepasst, um ein Ausufern der Trettach bei Hochwasser zu verhindern.

Der Bauabschnitt 2b entlang des Parkplatzes der Nebelhornbahn wurde während der Revisionszeiten der Nebelhornbahn ausgeführt, um eine Behinderung des Bahnbetriebes zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Es wurden bis zu 5 m lange Spundwände eingebracht und mit Stahlblechen sowie mit einer Kopfabdeckung aus Beton verkleidet.

Im Zuge des Neubaus des Kraftwerkes Illerursprung wurde die Wehranlage Trettach II abgebrochen und mit Absenkung der Wehrkrone und Umbau der Anlage in ein Schlauchwehr neu errichtet. Dadurch konnte zum einen die Abflusskapazität sowie zum anderen die Anlagensicherheit erhöht werden. Der Umbau des Trettachwehrs II erfolgt durch die EVO (Energieversorgung Oberstdorf GmbH) unter Kostenbeteiligung des Freistaats Bayern für die Anpassungsmaßnahmen zum Zwecke des Hochwasserschutzes. Informationen zum Wehrumbau als Teil des Projekts der Kraftwerk Illerursprung GmbH sind hier zu finden: Gemeindewerke-Oberstdorf

Die alte Konstruktion der Dummelsmoosbrücke umfasste zwei Stützpfeiler und erhöhte deshalb die Verklausungsgefahr, also das Risiko, dass Schwemmholz an der Brücke hängen blieb und das Wasser aufstaut. Der Markt Oberstdorf errichtete im zeitlichen Zusammenhang zur Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen in eigener Verantwortung eine pfeilerlose Brücke mit größerem Abflussquerschnitt.

Neben den Hochwasserschutzmaßnahmen an der Trettach wurden auch ökologische Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und andere Gewässerorganismen durchgeführt. Dabei wurden u.a. Abstürze im Gewässerlauf in für Fische passierbare Rampen umgestaltet. Die Rampen am Bannholz, am Trettachwehr, an der Dummelsmoos- und der Plattenbichlbrücke wurden bereits hergestellt. In 2021 wird der Doppelabsturz an der Rubinger Brücke umgebaut. Gemeinsam mit den Fischaufstiegshilfen an den Wehranlagen wird dadurch ein großer Schritt in Richtung ökologischer Durchgängigkeit der Trettach vom Illerursprung flussaufwärts erreicht. Im Bereich oberstromig der Dummelsmoosbrücke konnte der Trettach durch Rückverlegung des Ufers, also einer Gewässeraufweitung, sowie des Einbaus von Wasserbausteinen und Totholz in begrenztem Umfang mehr Raum zur eigendynamischen Entwicklung zurückgegeben werden.

Dezember 2015: BA01a: Hochwasserschutzwand entlang der Rubinger Straße Bild vergrössern Dezember 2015: BA01a: Hochwasserschutzwand entlang der Rubinger Straße

Mai 2016: BA01b: Deich (hier mit Stützwand an der Luftseite) entlang der Bannholzsiedlung Bild vergrössern Mai 2016: BA01b: Deich (hier mit Stützwand an der Luftseite) entlang der Bannholzsiedlung

Juli 2016: BA01b: Deich (hier mit Stützwand an der Luftseite) entlang der Bannholzsiedlung Bild vergrössern Juli 2016: BA01b: Deich (hier mit Stützwand an der Luftseite) entlang der Bannholzsiedlung

April 2020: BA01b: Blick auf die Hochwasserschutzdeiche am Bannholz und entlang des Campingplatzes Rubi-Camp Bild vergrössern April 2020: BA01b: Blick auf die Hochwasserschutzdeiche am Bannholz und entlang des Campingplatzes Rubi-Camp

Dezember 2016: BA02a: Bau der Hochwasserschutzwand entlang der Hermann-von-Barth-Straße Bild vergrössern Dezember 2016: BA02a: Bau der Hochwasserschutzwand entlang der Hermann-von-Barth-Straße

Mai 2016: BA02b: Die Hochwasserschutzwand entlang des Nebelhornparkplatzes im Bau Bild vergrössern Mai 2016: BA02b: Die Hochwasserschutzwand entlang des Nebelhornparkplatzes im Bau

November 2016: BA02b: Die fertiggestellte Hochwasserschutzwand entlang des Nebelhornparkplatzes Bild vergrössern November 2016: BA02b: Die fertiggestellte Hochwasserschutzwand entlang des Nebelhornparkplatzes

Mai 2017: BA02d: Hochwasserschutzdeich am Grubenweg Bild vergrössern Mai 2017: BA02d: Hochwasserschutzdeich am Grubenweg

Juli 2016: Rampe unterhalb des Trettachwehrs II Bild vergrössern Juli 2016: Rampe unterhalb des Trettachwehrs II

Mai 2017: Teilrampe unterhalb der Plattenbichlbrücke Bild vergrössern Mai 2017: Teilrampe unterhalb der Plattenbichlbrücke

April 2020: Gewässeraufweitung oberstromig der Dummelsmoosbrücke Bild vergrössern April 2020: Gewässeraufweitung oberstromig der Dummelsmoosbrücke