Hochwasserschutz für Durach

Bau eines Schwemmholzrechens an der Durach


Projekt-Info

Bemessungszufluss HQ100 WB + Klimazuschlag:
49,5 m3/s
Planung:
WWA Kempten
Ingenieurbüro Vogler, Dietmannsried
Bauzeiten:
Dezember 2022: Herstellung der Zufahrt
Okt. - Dez. 2023: Spezialtiefbau zur Herstellung der Bohrpfähle und Rechenzinken
Mrz. – Apr. 2024: Sicherung der Bachsohle und Böschungen mit Wasserbausteinen
Baukosten:
ca. 485.000 €
Kostenbeteiligung:
70 % Freistaat Bayern; 30 % Gemeinde Durach
Bauausführung:
Flussmeisterstelle Kempten
Hubert Schmid Bauunternehmen GmbH (Spezialtiefbau)

Stand Juni 2024:

Beim Hochwasserereignis am 03.06.2024 konnte der Schwemmholzrechen zum ersten Mal erfolgreich seine Funktion zeigen. Nach anhaltenden Niederschlägen stieg der Abfluss in der Durach auf rund 20 m³/s an. Aus dem bewaldeten Einzugsgebiet oberhalb des Rechens wurde viel Holz mitgeschwemmt. Dieses konnte vom Rechen ausgesiebt und zurückgehalten werden, um ein Verklausen (Verstopfen) der Brücken und anschließende großflächige Überschwemmungen in Durach zu verhindern. Nachdem der Wasserstand wieder gesunken war, konnte das Material aus dem Rückhalteraum entfernt und durch die Flussmeisterstelle Kempten abgefahren werden. Insgesamt waren dies rund 30 m³ Holz mit Baumstämmen und Ästen bis 8 m Länge sowie Wurzelstöcke bis 2,5 m Durchmesser.

Ca. 30 m³ zurückgehaltenes Schwemmholz Bild vergrössernSicherung der linken Böschung mit Wasserbausteinen

Stand April 2024:

Bei einem Hochwasserereignis entstehen durch Strömungen der Wassermassen teils enorme, turbulente Kräfte. Diese sind stark genug um Kies von der Sohle abzutransportieren und stellenweise die Gewässersohle immer weiter in die Tiefe zu graben oder Böschungen zu erodieren, was zu einem Hangrutsch führen kann.

Um dieser Energie des Wassers entgegen zu wirken und ein Abrutschen der Ufer zu verhindern, führte die Flussmeisterstelle Kempten im März und April 2024 Sicherungsarbeiten an der Durach durch. Dabei wurden einerseits die beiden Uferböschungen im Bereich des Schwemmholzrechens mit geschlichteten Wasserbausteinen gesichert und andererseits die Gewässersohle mit großen Steinen ausgelegt. In diesem Zuge wurde auch eine Niedrigwasserrinne geschaffen.

In trockenen Zeiten bei geringem Abfluss ist der Wasserstand oft so niedrig, dass Fische nicht mehr wandern können. In einer Niedrigwasserrinne wird das wenige Wasser zentriert, wodurch der Wasserstand ausreichend hoch ist, um den Fischen und anderen Kleinlebewesen das Durchwandern zu ermöglichen. Die Baumaßnahme wurde Mitte April 2024 fertiggestellt.

Stand Dezember 2023:

Anfang November 2023 startete die Baumaßnahme mit dem Spezialtiefbau. Dazu wurde ein spezielles Großdrehbohrgerät mit einem Einsatzgewicht von rund 85 Tonnen angeliefert. Dieses bohrte 7 m tiefe und 88 cm dicke Rohre in den Untergrund, welche anschließend mit einem Stahlbewehrungskorb und Beton gefüllt wurden. In den oberen Bereich dieses „Bohrpfahls“ wurde ein Stahlrohr (der spätere Rechenzinken) mit ca. 35 cm Durchmesser eingelassen und ebenfalls ausbetoniert. Für den Schwemmholzrechen in der Durach wurden insgesamt vierzehn dieser Zinken eingebaut. Zusätzlich wurden an der Hälfte dieser Pfeiler diagonale Rohre angeschraubt, die das mit dem Wasser ankommende Holz an die Wasseroberfläche gleiten lassen. So entsteht ein auf dem Wasser schwimmender Teppich aus Holz, der kompakt zurückgehalten werden und das Wasser darunter abfließen lassen kann.

Durch häufige Regenschauer, hohe Abflüsse der Durach während der Baumaßnahme und zwei Hangrutsche im Bereich der Zufahrt verlängerte sich die Bauzeit des Spezialtiefbaus um rund drei Wochen. Deshalb müssen bei geeigneter Witterung im Frühjahr 2024 noch Arbeiten stattfinden, die ursprünglich vor Weihnachten abgeschlossen sein sollten. Dabei werden die Gewässersohle und die beiden Uferböschungen im Bereich des Rechens mit Wasserbausteinen gesichert, um den turbulenten Kräften des Wassers bei einem Hochwasserereignis entgegenwirken zu können und ein Abrutschen der Ufer zu verhindern.

Der Zulieferverkehr zur Baustelle erfolgt weiterhin durch den Ort entlang Bachtelweg und Höhenweg. Wir bitten um besondere Vorsicht im Bereich der Ein- und Ausfahrt der Baustelle.

Betonage eines Rechenzinkens Bild vergrössern Betonage eines Rechenzinkens

Stand Januar 2023:

Ende November 2022 startete die bauliche Umsetzung der Maßnahme zum Schwemmholzrechen mit der Herstellung der Zufahrt zum Baufeld und der Abfahrt ins Gewässerbett der Durach. Da bereits ein bestehender Forstweg zum Bereich des späteren Standorts des Schwemmholzrechens bestand, mussten für die Zufahrt nur wenige Bäume gerodet werden. Allerdings war der Forstweg in seinem Zustand nicht für Lasten von LKW und Baumaschinen tauglich. Deshalb musste dieser mit Schotter verbessert und befestigt werden. Darüber hinaus wurde an einer Engstelle ein Hang leicht abgetragen, um eine ausreichende Spurbreite zu erhalten und die gefahrlose Querung für LKW zu ermöglichen.

Die Durach verläuft am geplanten Standort in einem ca. 4 m tief eingeschnittenen Bachbett, was für den Schwemmholzrechen ideal ist. Jedoch musste für den Bau und die spätere Unterhaltung des Rechens (Entfernung von Schwemmholz) eine Abfahrt zur Gewässersohle gebaut werden, um mit Baumaschinen bis ins Gewässer zu gelangen. Diese wurde kompakt und gleichzeitig stabil gebaut, um der Kraft des Wassers bei einem Hochwasserereignis standhalten zu können.

Herstellen der Abfahrt in die Durach Bild vergrössern Herstellen der Abfahrt in die Durach

Anlass des Vorhabens:

Durch eine vom Wasserwirtschaftsamt Kempten in Auftrag gegebenen Studie zeigte sich, dass an der Durach in der Gemeinde Durach bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis (HQ100) weite Bereiche des bebauten Gebietes überschwemmt werden würden. Der bestehende Hochwasserschutz entlang der Durach kann zwar das anfallende Wasser bei einem HQ100 nahezu komplett abführen, allerdings geht hierbei Gefahr von bei einem Hochwasser mitgeführten Schwemmholz (Äste, Wurzelstöcke, Baumstämme) aus. Mit diesem ist bei Hochwasser aufgrund des stark bewaldeten Einzugsgebiets der Durach – dem Kempter Wald – zu rechnen. Durch mitgeführtes Schwemmholz besteht bei Hochwasser die Gefahr der Verklausung (Verstopfung) an Engstellen im Gewässer, wie etwa den 10 Brücken im Ort, wodurch das Wasser hier über die Ufer treten kann.

Um dies zu verhindern, soll das Schwemmholz vor dem bebauten Bereich durch einen Rechen ausgefiltert werden. Dieser Schwemmholzrechen besteht aus senkrechten Stahlrohren, die im Untergrund verankert werden müssen, um dem anstehenden Wasserdruck widerstehen zu können.

Überschwemmungsgebiet in Durach mit Schwemmholzrechen Bild vergrössern Überschwemmungsgebiet in Durach mit Schwemmholzrechen