Hochwasserschutz in Fischen
Ortsteil Weiler, Gewässerausbau an der Weiler Ach
Projekt-Info
Bemessungsabfluss HQ100+Klimazuschlag: 111 m3/s
Bauzeit: Oktober 2018 bis Herbst 2020
Baukosten: ca. 5,0 Mio. €
Planung: Wasserwirtschaftsamt Kempten
Bauausführung: Flussmeisterstelle Sonthofen des WWA Kempten,
Baugeräteanmietung und Baumaterialien von Wilhelm Geiger GmbH,
Spundwandarbeiten durch Hubert Schmid Bauunternehmen GmbH
Ein trockenes Jahr 2019 sowie ein milder Winter 2019/20 ermöglichten den raschen Fortschritt der Bauarbeiten an der Weiler Ach. Der Gewässerausbau konnte zwischenzeitlich auf beinahe der gesamten Länge der Hochwasserschutzmaßnahme durchgeführt werden. Die Deiche wurden im unteren Abschnitt, zwischen Gemeindestraßenbrücke und Mündung in die Iller, hinsichtlich Höhe und Aufstandsbreite bereits vollständig auf die erforderlichen Bauwerksabmessungen ausgebaut. Auch im oberen Abschnitt oberstromig der Gemeindestraßenbrücke in Richtung Untermühlegg sind die Arbeiten weit fortgeschritten. Hier konnte bis Ende März 2020 die Spundwand-Innendichtung mittig in den Deich eingerammt werden. Daran anschließend erfolgt derzeit der abschließende Erdbau an den Deichen.
Ende April 2020 beginnen folgende Maßnahmen im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts: Es wird eine Hochwasserschutzwand entlang des Parkplatzes am Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Hörnergruppe errichtet, welche künftig beim planmäßigen Ausströmen von Extrem-Hochwasser der Weiler Ach die schadfreie Überlastfähigkeit des Hochwasserschutz-Systems gewährleistet. Zudem wird die Straße in Richtung Untermühlegg am oberen Ende der Hochwasserschutzmaßnahme angehoben, um dort ein Ausströmen der Weiler Ach aus ihrem Flussbett bei Hochwasser zu verhindern. Damit einhergehend werden in den kommenden Wochen im Gewässer Strukturelemente zur Aufwertung des Lebensraums für Fische und andere Gewässerlebewesen geschaffen sowie die Deichbauarbeiten abgeschlossen.























Stand Juli 2019




Stand Mai 2019
Seit Oktober 2018 rollen die Bagger zur Errichtung der Hochwasserschutzdeiche entlang der Weiler Ach in Weiler, einem Ortsteil der Gemeinde Fischen. Bereits im Juni 2018 begannen die Bauarbeiten zum Neubau der Gemeindestraßenbrücke, welche Weiler über die Weiler Ach mit dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Hörnergruppe und der Bundesstraße B19 verbindet. Auch diese Baumaßnahme wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes für Weiler erforderlich.
Das Projekt an der Weiler Ach ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Wasserwirtschaftsamt Kempten (WWA) und dem Staatlichen Bauamt Kempten (StBA). Von Seiten des WWA wird auf die Errichtung bzw. die Verbesserung des Hochwasserwasserschutzes für Siedlungsbereiche abgezielt; das StBA sieht sich in der Pflicht drei in die Jahre gekommene, baufällige Brücken der B19 zu erneuern – eine dieser drei Brücken überspannt dabei die Weiler Ach. Durch die Kombination beider Maßnahmen werden Synergieeffekte erzielt. Zusätzlich zu den drei Brücken der B19 ist auch ein Neubau der bereits genannten Gemeindestraßenbrücke westlich der B19 erforderlich, sodass letztlich vier Brücken durch Neubau ersetzt werden.
In Abbildung 1 sind die wesentlichen Bereiche markiert, die durch den Straßenbau und die Wasserwirtschaft im Zuge der Bauarbeiten verändert werden.




Wesentliche Maßnahmen, die von Seiten des WWA zum Zwecke des Hochwasserschutzes für Weiler ergriffen werden, sind:
- Eine Gewässerverlegung der Weiler Ach, durch die eine hydraulisch günstige Linienführung erreicht wird. Im Bestand wird die Fließgeschwindigkeit der Weiler Ach durch zwei starke Flussbiegungen stellenweise deutlich reduziert, wodurch höhere Wasserstände und Geschiebeablagerungen auftreten.
- Die Flusssohle der Weiler Ach wird eingetieft.
- Die vorhandenen Deiche beidufrig der Weiler Ach werden erhöht und verstärkt.
- Die Anpassung der beiden Straßenbrücken (B19 und Gemeindestraße) über die Weiler Ach. Durch die Gewässerverlegung mit hydraulisch optimierter Linienführung ergibt sich für den Brückenneubau der Vorteil, dass die Brückenbauwerke nicht nennenswert angehoben werden müssen. Ohne diese Verbesserungen am Gerinne wäre eine deutliche Höherlegung der Brücken erforderlich geworden, um dem Hochwasserabfluss genug Raum zu geben.
- Der gesamte Ausbau der Weiler Ach erstreckt sich über rund 1 km Länge.






Auf die Belange des Naturschutzes wird bei den Baumaßnahmen in mehreren Bereichen großer Wert gelegt. Zum einen wird der linksufrige Deich nach Abschluss der Hochwasserschutz-Maßnahme wiederbepflanzt. Die neu zu pflanzenden Bäume und Sträucher dienen Fledermäusen als Orientierungshilfe ihres Wanderkorridors entlang der Weiler Ach zu Iller. Die Pflanzung von Bäumen auf Hochwasserschutz-Deichen widerspricht den allgemein anerkannten Regeln der Technik; deshalb werden die Deiche mit einer innenliegenden Spundwand verstärkt. Zudem werden entlang der neu geschaffenen Deiche Eidechsen-Bunker als Rückzugsorte angelegt. Zu guter Letzt soll die Maßnahme zum Hochwasserschutz auch einen möglichst geringen Einfluss auf den späteren Lebensraum von Fischen und anderen Wasserlebewesen haben. Dafür werden entlang des neu angelegten Gewässerbetts Strukturelemente, meist aus Wasserbausteinen, eingebracht, um eine Strömungs- und Tiefenvarianz zu erzielen und den Fischen so einen etwas hochwertigeren Lebensraum zu schaffen. Zusätzlich wird die ökologische Durchgängigkeit durch den Bau einer Sohlrampe anstelle eines bestehenden Absturzes an der Mündung der Weiler Ach in die Iller erreicht.
Bereits im Vorfeld der Baumaßnahmen waren vorbereitende Arbeiten erforderlich. So wurde im Sommer 2018 der Baugrund durch entsprechende Bohrungen erkundet. Um das Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Hörnergruppe auch während der Bauzeit der Gemeindestraßenbrücke und dem damit verbundenen Öffnen der bestehenden Deiche vor Hochwasser zu schützen, wurde mit Hilfe sogenannter "Big Bags" eine provisorische Wand entlang der Parkplatzes errichtet. Mehrere Versorgungsleitungen (Wasser, Strom, Telefon, Abwasser) müssen zudem im Zuge der Bauarbeiten verlegt werden. Da die neu errichtete Gemeindestraßenbrücke dem Straßenbau während der Errichtung der neuen B19-Brücken als Baustellenumfahrung dient, wurde für Fußgänger und Radfahrer ein provisorischer Fußgängersteg nebenan errichtet.


Einen Großteil der Kosten des Hochwasserschutzes trägt der Freistaat Bayern. Rund ein Fünftel der Kosten muss jedoch die Gemeinde Fischen beisteuern; hieran beteiligt sich allerdings der Landkreis Oberallgäu im Rahmen einer Kreisumlage für Hochwasserschutz-Maßnahmen.