Hochwasserschutz Markt Scheidegg - Landkreis Lindau

Ausführung nach ökologischen Aspekten

Auf Grund unzureichender Tragfähigkeit des torfigen Untergrundes für die Dammaufstandsfläche wurde ein Bodenaustausch mit einem Sand-Kies-Gemisch vorgenommen.
Der Grundablass (= Ökoschütz) und der Betriebsablass wurden in einem nach oben offenen Bauwerk ausgeführt, was die unnatürliche Beeinflussung einer Gewässerüberdeckung auf ein Mindestmaß reduziert.
Das Gewässerbett wurde mittels in Beton versetzter Blocksteine lediglich in einem kurzen Abschnitt innerhalb des Bauwerkes befestigt.
Das übrige Gewässerrinne wurde mit einer natürlichen Kiesauflage versehen und ein sogenanntes Ökoschütz (= Grundablass) eingebaut. Dieses ist außerhalb von Hochwasserzeiten geöffnet und erhält die ökologische Durchgängigkeit des Scheibenbaches für die Tierwelt.
Zur Verbesserung der Standsicherheit und Abdichtung wurde im Damm auf ganzer Länge ine Spundwand eingebaut mit unterschiedlicher Einbindung, was die Grundwasserströmungen weiterhin zulässt.

Die bei der Planung berücksichtigten Bemessungswerte ergeben sich für den Beckenstandort mit einem Einzugsgebiet von 1 km2 wie folgt:

Rückhaltevolumen bei HQ100: 36.500 m3
max. Abfluss im Hochwasserfall HQ100: 0,3 m3
Einstauhöhe bei HQ100: 3,50 m
Einstaufläche bei HQ100: 19.200 m2
Dammbauwerk Höhe: 4,45 m
Dammscharte Breite (HW-Entlastung): 75 m
Dammbauwerk Gesamtlänge: 150 m
Dammneigung: bis 1 : 3

Bildlich dargestellter Bachablauf

2. Einbau der Spundwand und Herstellen der beidseitigen BöschungenBild vergrössern2. Einbau der Spundwand und Herstellen der beidseitigen Böschungen
4. Eingewachsenes DammbauwerkBild vergrössern4. Eingewachsenes Dammbauwerk

Technik

Der Abfluss aus dem Hochwasserrückhaltebecken wird über zwei unabhängig voneinander betriebene Wasserstandsmesseinrichtungen gesteuert.
Im Durchlassbauwerk befinden sich das Betriebsschütz/Betriebsablass (b/h = 0,2/0,6 m) und ein Ökoschütz/Grundablass (b/h = 1,0/1,5 m).
Übersteigt der Wasserabfluss im Bach die Grenze von 0,3 m²/s, wird das Ökoschütz ganz geschlossen. Der Abfluss aus dem Becken wird über das Betreibsschütz auf konstant 0,3 m³/s gehalten.

Grundablassbauwerk (Wasserseite) mit geschlossenen Spindelschiebern, Betriebsschütz (rechts), Ökoschütz (links)Bild vergrössernGrundablassbauwerk (Wasserseite) mit geschlossenen Spindelschiebern
Betriebsschütz (rechts)
Ökoschütz (links)

Die Steuerung im Hochwasserfall erfolgt vollautomatisch und im Notfall auch unabhängig vom Stromnetz.
Ab einem bestimmten Stauwasserspiegel im Becken ist zusätzlich ein Stauwärter zur Überwachung bzw. Steuerung des Beckenbetriebes vor Ort.
Bei Vollfüllung des Beckens springt die Hochwasserentlastung an.
Als Schütze sind sogenannte Kanalspindelschieber eingebaut, die elektrisch angetrieben werden.
Zur Gewährleistung der Stromversorgung bei Stromausfall sind Batterien innerhalb des Außenschaltschrankes installiert.
Im Bereich des Bauwerkseinlaufes wurde ein Rechen installiert, der Treibgut/-holz von den Durchlassschützen fernhält.