Hochwasserschutz

Beim Bau des Forggensees in den 1950er Jahren stand die Wasserkraftnutzung im Vordergrund. Als Rückhaltevolumen für den Hochwasserschutz am Lech standen lediglich 15 Mio. m3 zur Verfügung. Beim Pfingsthochwasser 1999 konnte zwar eine Reduzierung der Hochwasserspitze erreicht werden. Durch den Überstau des Sees über die vorgesehene Staukote wurden aber die Seeanlieger in Mitleidenschaft gezogen.

Durch eine ganze Reihe von Maßnahmen wurde seit 1999 die Speicherbewirtschaftung des Forggensees zum Hochwasserschutz am Lech verbessert:



  • Vorabsenkung des Forggensees bei Hochwassergefahr
    Durch eine Änderung der wasserrechtlichen Erlaubnis kann das Wasserwirtschaftsamt Kempten seit Juni 2000 bei drohender Hochwassergefahr eine Vorabsenkung des Forggensees veranlassen. Dadurch kann wertvoller Speicherraum für die Rückhaltung der Hochwasserwelle gewonnen werden. Falls allerdings durch falsche Niederschlagsprognosen eine Vorabsenkung unnötigerweise durchgeführt wurde, kann dies zur Beeinträchtigung der Freizeitnutzung und zu Einbußen bei der Wasserkraftnutzung führen.
  • Hochwasservorhersagezentrale Iller/Lech beim Wasserwirtschaftsamt Kempten
    Ende 2001 wurde am Wasserwirtschaftsamt Kempten eine Hochwasservorhersagezentrale eingerichtet. Mit Hilfe von Niederschlagsvorhersagen, Niederschlagsmessungen und Pegelmessungen im Echtzeitbetrieb und von Computermodellen (Niederschlag-Abfluss-Modelle, Speichersteuerungsmodelle) kann eine optimierte Bewirtschaftung des Forggensees berechnet werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Risikobewertung in Hinblick auf die Vorabsenkung.

Foto des Büros der Hochwasservorhersagezentrale Hochwasservorhersagezentrale
  • Umbau der Hochwasserentlastungsanlage am Kraftwerk Roßhaupten
    Die Möglichkeit der schnellen Vorabsenkung des Forggensees war durch die Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastungsanlage beschränkt. Die E.ON erklärte sich im Jahr 2004 bereit, die Anlage umzubauen. Die Überlaufschwelle der Wehranlage wurde um 3,50 m tiefer gelegt und neue Drucksegmente (Wehrklappen) wurden eingebaut. Die Abgabekapazität der Anlage konnte durch den Umbau deutlich erhöht werden.

Abbruch der alten Hochwasserentlastung mit Bagger
Abbruch der alten Hochwasserentlastung mit Bagger



  • Absenkung des Dauerstaus im Forggensee
    Eine Überschreitung der oberen Grenze des Hochwasserstauraums des Forggensee von 782,00 m ü NN verursacht Überschwemmungsschäden bei den Seeanliegern. Eine Vergrößerung des Rückhaltevolumens kann daher, abgesehen von der Vorabsenkung, nur durch eine dauerhafte Absenkung des Seespiegels erreicht werden. Die Absenkung des Dauerstauspiegels hat jedoch Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung und die Freizeitnutzung und das Landschaftsbild, da flache Uferbereiche trocken fallen.
    Nach umfangreichen Untersuchungen und Verhandlungen und einem Probebetrieb im Jahr 2005 ist festgelegt worden, dass das Dauerstauziel im Forggensee um 0,50,m auf 780,50 m ü NN abgesenkt wird. Dadurch konnten 7 Mio. m3 zusätzlicher Rückhalteraum geschaffen werden.
  • Hochwasserereignis im August 2005
    Das Hochwasser im August 2005 war am Lech ein Ereignis, das die extremen Abflüsse von Pfingsten 1999 nochmals übertraf. Durch die Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die seit 1999 umgesetzt wurden und durch nahezu optimale Speicherbewirtschaftung konnte die Hochwasserspitze im Lech um 50 % gekappt werden. Ein Überstau über das Hochwasserstauziel von 782,50 m ü NN konnte nicht ganz verhindert werden. Die Beeinträchtigung der Seeanlieger war jedoch geringer als 1999, obwohl der Lech im Zufluss mehr Wasser als 1999 brachte.
    Durch den Rückhalt im Forggensee konnten katastrophale Überschwemmungen am Lech, insbesondere in den Stadtbereichen von Landsberg und Augsburg verhindert werden. Im Forggensee wurden insgesamt 47 Mio. m3 aus der Hochwasserwelle des Lechs zurückgehalten (Pfingsten 1999: 33 Mio. m3)






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