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Hochwasserschutz Obere Iller
Abschnitt Seifen
Aktueller Zustand Oktober 2021
Video Seifen Richtung Süden
Video Seifen Richtung Norden
Die Flächen im Raum Seifen / Untermaiselstein sind von Haus aus uralte Überschwemmungsflächen. Allein an Pfingsten 1999 waren 560 ha in diesem Abschnitt überstaut.
In den 30er Jahren wurden kleine Deiche entlang der Iller errichtet, um eine zu häufige Überflutung von landwirtschaftlichen Flächen zu verhindern.
Die Deiche entlang der Iller im Raum Seifen / Untermaiselstein wurden schon bei kleinen Hochwässern überronnen und konnten - aufgrund ihrer einfachen Bauweise - schnell brechen.
Es entstanden dann unkontrollierte Strömungsverhältnisse, die bereits bei kleinen Hochwässern zu Gefährdungen bei den Anliegern führten.
Im Rahmen einer Vorabmaßnahme im Jahre 2000 wurden Teile der Deiche bereits saniert, erhöht und mit bruchsicheren Überlaufstrecken ausgebildet. Damit wurden die Risiken (Flutwellengefahr) für die Ortsteile Seifen, Zellers, Thanners und Untermaiselstein sowie für das Boschwerk Seifen erheblich reduziert.
Um eine weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes für die Anwohner der Ortsteile Seifen, Zellers und Thanners zu erreichen, war es erforderlich, den Rückstau, verursacht durch den Felsriegel bei Thanners, zu senken. Dies ist nur möglich, wenn bei Eintritt der Iller in das Seifener Becken bei Hochwasser gezielt Wasser ausgeleitet wird und ein entsprechend großes Rückhaltevolumen zur Verfügung steht.
Durch diesen gezielten Rückhalt wird der Hochwasserschutz auch für die Unterlieger (Waltenhofen, Sulzberg, Kempten bis Neu-Ulm) erheblich verbessert.
Mit sechs Wehrfeldern können je nach Hochwasserprognose und –verlauf bis zu 140 m³/s aus der Iller abgeschöpft und über eine Flutrinne dem Polder zugeführt werden.
Ein gesteuerter Polder ist die effektivste Möglichkeit des Wasserrückhaltes, da hier die Hochwasserwelle gezielt gekappt werden kann.
Betreff | Angaben |
---|---|
Fläche | 180 ha |
Volumen gesamt | 6,3 Mio. m3 |
Einstauhöhe | 7 m |
Entleerungszeit | 24 Stunden |
Über den Grundablass wird der Polder nach dem Hochwasser innerhalb von 24 Stunden entleert.
Zwei Entenschnäbel dienen als Notüberlauf und können rd. 50 m3/s Wasser an die Iller abgeben.
Drei mögliche Szenarien der Poldersteuerung bei einem Hochwasser wie an Pfingsten 1999
Die Steuerung ist abhängig von der Genauigkeit der vorhergesagten Niederschläge und Abflüsse.
Wesentliche Maßnahmen wurden realisiert:
- Verfüllung der Baggerseen (ca. 400.000 m3)
- Verlegung des Abwasserhauptsammlers (Länge 1,3 km, Durchmesser 1,80 m)
- Schutzdeich West
- Verlegung Düker der Fernwasserversorgung Oberes Allgäu
- Verlegung Giessener Bach
- Verlegung Asphaltmischanlage Fa. Geiger
- Verlegung Hofstelle Lochbihler
- Verlegung der Iller nach Westen
- Herstellung der neuen Fußgängerbrücke
- Neue Brücke Zufahrt Kläranlage und Asphaltmischanlage über den Heubach und Giessener Bach
- Absperrdamm Ost mit B19
- Leitbuhne Thanners
- Einlassbauwerk für das Hochwasserrückhaltebecken Weidachwiesen
- Auslassbauwerk für das Hochwasserrückhaltebecken Weidachwiesen
Ziel und Aufgabe des Polders
- Ziel und Aufgabe des Polders ist die Senkung großer HW-Spitzen, um bebaute Flächen vor Schäden zu schützen.
- Die Bebauungen an der Iller unterhalb des Polders sind durch Deiche und Mauern mindestens vor einem Hochwasser bis zu einem 100-jährlichen Abfluss (HQ100) geschützt.
- Der Polder Weidachwiesen mit 6,3 Mio. m3 bietet einen zusätzlichen Schutz gegen noch höhere Hochwasserereignisse, z. B. August 2005.
- Mit der Flutung des "Binnenpolders" mit 35 m3/s werden Abflussverschärfungen infolge des Illerausbaus ausgeglichen.
Technik Deichbau
Durch eine innenliegende Erosionssperre (Erdbetondichtwand) konnten die alten Deiche belassen werden.
Zugleich wird ein besserer Schutz bei Überströmen der Deiche gewährleistet.
Projektstrecke und Grunderwerb
Projektstrecke:
25 km vom Illerursprung über Fischen bis Thanners.
Bereich Polder Weidachwiesen ca. 2,5 km zwischen Einlass- und Auslassbauwerk.
Grunderwerb:
Gesamter Grunderwerb 336 ha.
Davon ökologische Ausgleichsmaßnahmen auf insgesamt 150 ha
Betreff | Angaben |
---|---|
Gesamtkosten | 101 Mio. Euro |
davon Polderbereich | 60 Mio. Euro |
Kostenverteilung: |
|
Bayern | 59 Mio. Euro |
Landkreis und Kommunen | 13 Mio. Euro |
Durch die EU kofinanziert | 29 Mio. Euro |
Fazit
Der Hochwasserschutz wurde in den Bauabschnitten (Seifen, Immenstadt, Burgberg, Sonthofen/Ofterschwang, Fischen) auf einen einheitlichen Schutzgrad (HQ 300) verbessert.
Auf 25 km Länge wurde die kanalartig ausgebaute Iller in eine reich strukturierte, ökologisch wertvolle Flusslandschaft umgewandelt.
Im Juli 2007 wurde das Hochwasserrückhaltebecken Weidachwiesen in Betrieb genommen.
Dies ist der entscheidende Schritt zur Verbesserung der Hochwassersituation im Raum Seifen / Untermaiselstein und für alle Unterlieger an der Iller.
Projektdokumentation (Vorher - Nachher - Vergleiche):
Ein Klick auf die Pfeile zeigt Ihnen ausgewählte Bilder (der Pfeil zeigt die Blickrichtung an)

Hinweis:
Eine vollständige Projektdokumentation (Film, Photo, Planunterlagen, Gutachten, Animationen etc.) kann beim Wasserwirtschaftsamt Kempten angefordert werden.