Der Forggensee
Als Kopfspeicher für zahlreiche Wasserkraftwerke flussabwärts wurde der Forggensee 1954 aufgestaut. Er wird in den niederschlagsarmen Wintermonaten zur Stromerzeugung abgelassen und bis 1. Juni wieder aufgestaut. Für die Unterlieger dient er zum Hochwasserschutz. Der nach dem überstauten Weiler Forggen benannte See ist ein Paradies für alle Wassersportarten.
Hochwasserschutz
Beim Bau des Forggensees in den 1950er Jahren stand die Wasserkraftnutzung im Vordergrund. Als Rückhaltevolumen für den Hochwasserschutz am Lech standen lediglich 15 Mio. m3 zur Verfügung. Beim Pfingsthochwasser 1999 konnte zwar eine Reduzierung der Hochwasserspitze erreicht werden. Durch den Überstau des Sees über die vorgesehene Staukote wurden aber die Seeanlieger in Mitleidenschaft gezogen.
Durch eine ganze Reihe von Maßnahmen wurde seit 1999 die Speicherbewirtschaftung des Forggensees zum Hochwasserschutz am Lech verbessert:
- Vorabsenkung des Forggensees bei Hochwassergefahr
Durch eine Änderung der wasserrechtlichen Erlaubnis kann das Wasserwirtschaftsamt Kempten seit Juni 2000 bei drohender Hochwassergefahr eine Vorabsenkung des Forggensees veranlassen. Dadurch kann wertvoller Speicherraum für die Rückhaltung der Hochwasserwelle gewonnen werden. Falls allerdings durch falsche Niederschlagsprognosen eine Vorabsenkung unnötigerweise durchgeführt wurde, kann dies zur Beeinträchtigung der Freizeitnutzung und zu Einbußen bei der Wasserkraftnutzung führen. - Hochwasservorhersagezentrale Iller/Lech beim Wasserwirtschaftsamt Kempten
Ende 2001 wurde am Wasserwirtschaftsamt Kempten eine Hochwasservorhersagezentrale eingerichtet. Mit Hilfe von Niederschlagsvorhersagen, Niederschlagsmessungen und Pegelmessungen im Echtzeitbetrieb und von Computermodellen (Niederschlag-Abfluss-Modelle, Speichersteuerungsmodelle) kann eine optimierte Bewirtschaftung des Forggensees berechnet werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Risikobewertung in Hinblick auf die Vorabsenkung. - Umbau der Hochwasserentlastungsanlage am Kraftwerk Roßhaupten
Die Möglichkeit der schnellen Vorabsenkung des Forggensees war durch die Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastungsanlage beschränkt. Die E.ON erklärte sich im Jahr 2004 bereit, die Anlage umzubauen. Die Überlaufschwelle der Wehranlage wurde um 3,50 m tiefer gelegt und neue Drucksegmente (Wehrklappen) wurden eingebaut. Die Abgabekapazität der Anlage konnte durch den Umbau deutlich erhöht werden. - Absenkung des Dauerstaus im Forggensee
Eine Überschreitung der oberen Grenze des Hochwasserstauraums des Forggensee von 782,00 m ü NN verursacht Überschwemmungsschäden bei den Seeanliegern. Eine Vergrößerung des Rückhaltevolumens kann daher, abgesehen von der Vorabsenkung, nur durch eine dauerhafte Absenkung des Seespiegels erreicht werden. Die Absenkung des Dauerstauspiegels hat jedoch Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung und die Freizeitnutzung und das Landschaftsbild, da flache Uferbereiche trocken fallen.
Nach umfangreichen Untersuchungen und Verhandlungen und einem Probebetrieb im Jahr 2005 ist festgelegt worden, dass das Dauerstauziel im Forggensee um 0,50,m auf 780,50 m ü NN abgesenkt wird. Dadurch konnten 7 Mio. m3 zusätzlicher Rückhalteraum geschaffen werden. - Hochwasserereignis im August 2005
Das Hochwasser im August 2005 war am Lech ein Ereignis, das die extremen Abflüsse von Pfingsten 1999 nochmals übertraf. Durch die Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die seit 1999 umgesetzt wurden und durch nahezu optimale Speicherbewirtschaftung konnte die Hochwasserspitze im Lech um 50 % gekappt werden. Ein Überstau über das Hochwasserstauziel von 782,50 m ü NN konnte nicht ganz verhindert werden. Die Beeinträchtigung der Seeanlieger war jedoch geringer als 1999, obwohl der Lech im Zufluss mehr Wasser als 1999 brachte.
Durch den Rückhalt im Forggensee konnten katastrophale Überschwemmungen am Lech, insbesondere in den Stadtbereichen von Landsberg und Augsburg verhindert werden. Im Forggensee wurden insgesamt 47 Mio. m3 aus der Hochwasserwelle des Lechs zurückgehalten (Pfingsten 1999: 33 Mio. m3)


Wasserkraftnutzung
Der Forggensee wurde in den Jahren 1950 bis 1954 von der Bayerischen Wasserkraftwerke AG (BAWAG) als Kopfspeicher für die Kraftwerkskette von 23 Flusskraftwerken am Lech bis Augsburg ausgebaut.
Am Staudamm in Roßhaupten wird der Lech um ca. 37 Meter aufgestaut. Der Forggensee bedeckt bei Normalstau eine Fläche von 16 km2 und speichert ein Wasservolumen von 166 Mio. m3. Die Uniper Wasserkraft GmbH als Nachfolger der BAWAG produziert pro Jahr am Kraftwerk Roßhaupten ca. 150 Mio. KWh Strom und in der Kraftwerkskette am Lech bis Augsburg ca. 1160 Mio. kWh erneuerbare und schadstofffreie Energie. Der Forggensee kann im Winter, wenn wenig Wasser aus den Bergen zufließt, um bis zu 15,5 Meter abgestaut werden. Im Frühjahr hat der Lech durch Niederschläge und Schneeschmelze eine hohe Wasserführung und der Forggensee wird bis Ende Mai wieder bis zum Normalstauziel gefüllt. Durch den Ausgleich dieses "Jahresspeichers" ist eine effektive Wasserkraftnutzung in der ganzen Kraftwerkskette möglich. Die Zuspeisung bei Niedrigwasser im Winter kommt auch der Ökologie des Lechs zu gute.
Sanierung der Technik und Aufstauen des Sees
Im Dezember 2022 konnten dann die Bauarbeiten am Einlaufbauwerk, Auslaufbauwerk und Stollen begonnen. Die alten Armaturen sowie Stahlleitungen mussten entfernt werden. Parallel wurden die Fundamente für das neue Einlaufbauwerk errichtet werde. Dieses Einlaufbauwerk befindet sich nach Wiedereinstau dann bis zu 16 m unter Wasser. Das Einlaufbauwerk enthält alle Armaturen zum Steuern des Betriebsablasses, den Grundablass und Ableitung des Grundsees.